Turbulenzen im Bankensektor

Bis was zerbricht …….
27. März 2023
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Turbulenzen im Bankensektor

Der Kollaps der Silicon Valley Bank und der Notverkauf der Credit Suisse an die UBS haben die Märkte im März diesen Jahres durchgeschüttelt.

Es folge die Pleite der Signature Bank in den U.S.A. und kürzlich die notfallmäßige Übernahme von First Republic durch JPMorgan.

Die Bankenkrise bei den Regionalbanken in den U.S.A. ist noch nicht vorbei. Jede Analyse der Ereignisse der vergangenen Wochen muss mit der Feststellung beginnen, dass das globale Finanzsystem seit Monaten unter zunehmendem Stress steht. Dieser Stress ist die Folge des schnellsten und steilsten Zinserhöhungszyklus des Fed seit mehr als vierzig Jahren.

Die US – Notenbank hat in ihrer letzten Sitzung den Leitzins zum zehnten Mal seit März 2022 angehoben. Das Zielband für den Leitzins wurde jetzt auf 5% bis 5,25% erhöht. Letztmals wurde dieses Niveau im September 2007 erreicht.

Nach dem die vier Banken fast zur selben Zeit in Schwierigkeiten geraten sind, haben viele „sogenannte“ Experten ein Narrativ konstruiert, dass einen baldigen Zusammenbruch des Weltfinanzsystems prophezeit. Das ist Schaumschlägerei.

Die größte Relevanz des Zusammenbruchs der SVB und der Signature Bank dürfte darin bestehen, dass es zu einer weiteren Verknappung der Kreditvergabe führen könnte, was dann speziell kleinere Unternehmen trifft. Ob das dazu beiträgt um eine Kreditkrise auszulösen bleibt abzuwarten.

Von daher sollten wir mal auf einige Facts zur SVB eingehen. Die SVB ist in
mehrerer Hinsicht ein Sonderfall:

  • Der Focus der Bank lag auf einem einzigen Sektor, und das waren mit Risikokapital finanzierte Startups im Bereich Technologie und Gesundheit
  • Die Bank war nur in einer einzigen Region tätig (Nordkalifornien)
  • Die von der US – Notenbank und der Regierung ausgelöste Liquiditätsflut während der Pandemiejahre 2020 und 2021 spülte große Mengen an Kapital in die kalifornische Startup-Szene; zu großen Teilen deponierten sie das bei SVB
  • Die Einlagen der SVB verdreifachten sich von Ende 2019 bis Ende 2021 von 62 Mrd. $ auf 189 Mrd. $
  • Ein ausgleichender Effekt in Form von Kreditnachfragen blieb aus; nur wenige andere Banken betreuen Kunden mit so hohen Zuflüssen und derart geringen Bedarf an Krediten
  • Einen Großteil der Einlagen (91 Mrd $) investierte die SVB zwischen 2020 und 2021 in Staatsanleihen und verbriefte Hypothekarkredite; mit langen Laufzeiten um vermutlich ihre Erträge in einem Umfeld niedriger Zinsen zu steigern
  • Im letzten Jahr begann das FED mit seiner Straffungspolitik; wenn die Zinsen steigen fallen die Kurse der Anleihen. Je länger die Laufzeit der Anleihen und so stärker ist dieser Effekt. In kurzer Zeit verlor das Anleiheportfolio der SVB dadurch 21 Mrd $ an Marktwert
  • Die Verluste der Bank machten die Runde; in der eng vernetzten Venture – Capital – Szene ging das sehr schnell; Kunden zogen massiv Gelder ab

Die SVB war letztlich sehr anfällig für einen Bank Run, und das genau ist passiert.

Als Folge des Zinsanstiegs seit 2022 sitzen die Banken auf Buchverlusten in ihren Positionen mit US – Staatsanleihen und verbrieften Hypothekarkrediten.

Die Regionalbanken in den U.S.A. leiden darunter dass Einlagen abgezogen werden. Bisherige Maßnahmen der Behörden und der US – Notenbank reichen offenbar noch nicht aus. Folgen daraus:

  • Restriktionen bei der Kreditvergabe
  • Für Startup – Firmen dürften die Geldmittel nicht mehr so sprudeln
  • Wegen der zentralen Funktion von Regionalbanken bei der Finanzierung von Immobilien ist es wahrscheinlich, dass die Rahmenbedingungen für Immobilieneigentümer und Immobiliengesellschaften schwieriger werden

Das FED steckt im Zielkonflikt: Bekämpfung der Inflation vs. Sicherung der Stabilität des Finanzsystems.

Die Bilanzgröße des FED ist seit dem SVB – Kollaps wieder angewachsen.

An den Terminmärkten geht man mit einer Wahrscheinlichkeit von über 80% davon aus, dass die US – Notenbank in der kommenden Sitzung keine weitere Zinserhöhung vornimmt. Für das 2. Halbjahr rechnet man mit über 60% damit, dass es zu Zinssenkungen kommt.

 

Ihr Jürgen Schäflein CFP Logo

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