Was steigende Zinsen für die Finanzmärkte bedeutet

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Was steigende Zinsen für die Finanzmärkte bedeutet

Rund um den Globus steigen die Zinsen und bescheren den Anleihe – Investoren Verluste. Die Aktienmärkte reagierten bisher erstaunlich gelassen – wie lange noch?
Die Renditen langfristiger Staatsanleihen steigen auf breiter Front immer weiter. Am 25.02.2021 sind die Zinsen auf zehnjährige US-Staatsanleihen erstmals seit ziemlich genau einem Jahr wieder über die Marke von 1,50% geklettert. Auch in Deutschland, in der Schweiz und in Japan streben die Renditen nach oben.

Angesichts der weltweit besseren Wachstumsaussichten trennen sich immer mehr Marktteilnehmer von Ihren Anleihen – was die Zinsen steigen lässt. So prognostiziert der IWF (Internationaler Währungsfonds) für das laufende Jahr ein Wachstum von 5,1% für die USA, von 4,2% für die Eurozone und von 8,1% für China. Behalten die IWF-Ökonomen Recht, dann sind die Anleihenmärkte aktuell offensichtlich immer noch viel zu teuer, die Zinsen also viel zu niedrig (Zinsen und Preise bewegen sich bei Anleihen gegenläufig).

Die kräftig anziehenden Rohstoffpreise bestätigen das Narrativ der Reflation, d. h. viele  Marktteilnehmer gehen von einer kräftigen Wirtschaftserholung spätestens ab Mitte 2021aus. Der Kupferpreis notiert auf rund 9500 $ pro Tonne, was dem höchsten Stand seit 2011 entspricht. Auch Agrargüter sind teurer geworden.

 

Steigender Preisdruck

Dadurch nimmt der Inflationsdruck rund um den Globus zu. Und das, bevor der Basiseffekt wegen der gedrückten Preise während der ersten Pandemiewelle zu wirken beginnt. Der globale Citigroup Index der Inflationsüberraschungen ist im Dezember erstmals seit zwei Jahren wieder in positives Territorium vorgedrungen.

Billionenschwere Konjunkturpakete nähren die Hoffnung auf einen kräftigen Konjunkturaufschwung nach der Pandemie noch mehr. Auch das sorgt für höhere  Anleiherenditen am langen Ende. Für Inhaber langfristiger festverzinslicher Anleihen sind das keine guten Nachrichten, bedeutet es doch Kursverluste.

Da die Zentralbanken die Zinsen am kurzen Ende stabilisieren, werden die Zinskurven steiler. Auffallend ist, wie die Renditen auf fünfjährige US-Staatsanleihen (grüne Kurve in der Grafik) zuletzt besonders deutlich nach oben geschossen sind.

Eine der spannendsten Fragen in 2021 wird sein ob die Notenbanken in den kommenden Monaten eingreifen müssen. Zur Unterstützung der Märkte und auch der US – Regierung (für die höhere Zinsen Gift sind) könnte die US – Notenbank FED  mit einer Zinskurvensteuerung beginnen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sah sich bereits gezwungen, verbal zu intervenieren, und erklärte vor einigen Tagen , die Politik werde die Situation genau beobachten. Die Bestätigung des US-Notenbank-Chefs Jerome Powell in der Anhörung vor dem Kongress Dienstag und Mittwoch letzter Woche, die Fed werde die Zügel weiterhin locker halten, hat die Nerven der Börsianer zwischenzeitlich zwar etwas beruhigt. Doch schon kurz darauf hat sich der Zinsanstieg fortgesetzt.

Beunruhigend, wenn schon ein Zinsanstieg bei zehnjährigen deutschen Staatsanleihen auf –0,3% (seither sind sie auf –0,23% vorgerückt) und bei entsprechenden US-Anleihen auf 1,5% bei den Währungshütern zu Sorgenfalten führt. Die Kehrseite der steigenden Zinsen sind Kursverluste auf den Bonds. Zehnjährige US-Staatsanleihen haben von ihrem Höchst inzwischen rund 4,5% korrigiert.

Noch schlimmer hat es Anleihen mit einer Laufzeit von zwanzig und mehr Jahren erwischt. Mit einem Verlust von knapp über 20% ist der Bärenmarkt – wenn man die an den Aktienmärkten verbreitete Definition übernimmt – bereits Realität.

Das ist jedoch nichts im Vergleich zu den beiden ultralangen Anleihen der „Österreicher“ . Unser Nachbar hat 2017 und 2020 zwei Bonds mit einer Laufzeit von je hundert Jahren ausgegeben. Nachdem sie zuerst kräftig von den fallenden Zinsen profitiert hatten – der 2017er-Bond ist von 100 auf zwischenzeitlich fast 240 geklettert –, hat der Wind nun gedreht. Von seinem Höchst hat der Bond nun satte 27% eingebüßt.

Die neuere Anleihe, die einen Coupon von 0,85% verspricht und bis Juni 2120 läuft, musste gar noch kräftiger Federn lassen. Sie hat vom Höchst 31% verloren. So viel zum Thema, Staatsanleihen seien sicher.

Bislang zeigten sich die Aktienmärkte relativ gelassen. Obschon es bei den Sektoren zu Verschiebungen gekommen ist. Der Technologiesektor hat an Dynamik verloren.

Allerdings sind zyklische Segmente und Value – Titel wie beispielsweise Energie, Industrie und Finanz in die Bresche gesprungen und haben die Führung übernommen.

Ab wann droht Gefahr für die Aktienmärkte?

Bislang haben die weltweiten Aktienmärkte den Zinsschub gut weggesteckt.

Das größte Problem wäre ein unkontrollierter Anstieg der Anleiherenditen.

Lässt sich ein kritischer Punkt bestimmen?

Da der bisherige Anstieg primär die besseren Konjunkturaussichten spiegelt, besteht noch kein Grund zur Panik. Sollten die Zinsen eine „Schmerzgrenze“ erreichen kann es gut sein dass die FED interveniert und es zur Zinskurvensteuerung kommt.

Das dürfte z. B. an den Aktienmärkten in Asien gut ankommen.

Auch die Freunde von Gold und Silber hätten Gefallen daran. Gibt einen „Zinsdeckel“

werden die Realzinsen –  also Nominalzinsen nach Abzug der Inflation – fallen.

Als unabhängiger Honorar – Anlageberater stehe ich Ihnen für ein persönliches Gespräch gerne zur Verfügung. Darüber hinaus können Termine auch in einem Online – Meeting stattfinden.

 

Ihr Jürgen Schäflein

Certified Financial Planner

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